Vergleich eines proaktiven und eines reaktiven Roboters zur Unterhaltung im Seniorenheim
Fachbeitrag von Felix Carros, Annika Gauges, Andreas Mayer, Rebecca Eilert, Ronda Ringfort, Dr. Rainer Wieching, Prof. Dr. Volker Wulf
Wirtschaftsinformatik und Neue Medien
Universität Siegen
Kohlbettstraße 15, 57072 Siegen
Einleitung
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der damit einhergehenden steigenden Beanspruchung des Pflegesystems steigt das Interesse an technischen Assistenzsystemen und Robotertechnologien, die dabei helfen können, den Herausforderungen der älter werdenden Gesellschaft angemessen zu begegnen (Beck et al., 2013). Neben der Entlastung der Angehörigen und der Pflegekräfte, sollen Robotertechnologien dabei helfen, das selbstbestimmte Leben zu erleichtern und die Lebensqualität pflegebedürftiger älterer Menschen zu verbessern (BMBF, 2015; Marti & Stienstra, 2013; Beck et al., 2013).
Mit der zunehmenden Entwicklung neuer Robotertechnologien entstehen neue Möglichkeiten und Interessen, neue Anwendungsfelder im Bereich der Pflege für soziale Roboter, wie Pepper (SoftBank Robotics, 2017) oder Cozmo (Anki, 2017), zu erforschen und Roboter in den Einsatz zu bringen, die nicht als „Pflegeroboter“, sondern als Companion die älteren Menschen begleiten und auf der sozialen und emotionalen Ebene agieren.
Roboter in der Pflege älterer Menschen
Becker et al. (2013) unterscheiden drei Kategorien von Robotertechnologien, die bisher im Bereich der Pflege älterer Menschen entwickelt wurden: Trainingsgeräte und Hilfsmittel zur Bewegungsausführung, Mobilität; Telepräsenz- und Assistenzroboter und Sozial-interaktive Roboter (Becker et al., 2013).
Die Kategorie Trainingsgeräte und Hilfsmittel zur Bewegungsausführung, Mobilität befasst sich mit Robotertechnologien, die den Menschen darin unterstützen soll, „bestimmte Bewegungen und Handlungen zu trainieren oder auszuführen“ (Becker et al., 2013, S. 21). Die Forschung befasst sich mit der Entwicklung von Reha-Assistenten, welche die Durchführung eigenständiger Lauf- und Orientierungstraining nach einem Schlaganfall begleiten sollen oder mit intelligenten Prothesen (BMBF, 2016). Ebenso werden Exoskelette entwickelt, die in der Rehabilitation für Menschen mit körperlichen Behinderungen eingesetzt werden (Klein & Cook, 2009).
Der Fokus der zweiten Kategorie Telepräsenz- und Assistenzroboter liegt auf Robotertechnologien, welche die Anwesenheit eines Menschen ersetzen oder diesen bei der Ausführung von Handlungen unterstützen soll. Das Interesse der Forschung befasst sich hier mit der Entwicklung von Alltagsrobotern, welche die Pflegekräfte durch das Erledigen monotoner Routinearbeit, wie das Reichen von Wassergläsern oder das Erinnern der Medikamenteneinnahme entlasten soll (Becker et al., 2013).
Seit geraumer Zeit besteht ebenfalls ein verstärktes Interesse an Robotertechnologien, welche die soziale Interaktion erhöhen, die emotionale Bedürfnisbefriedigung der älteren Menschen adressieren und die Depressionen im Alter reduzieren können (Fasola & Matarić, 2012). Bei den sozial-interaktive Robotern handelt es sich um „(teil-)autonome, mobile interaktive physikalisch reale Maschinen, die so programmiert sind, dass sie menschliche
Bedürfnisse befriedigen und verbale und nonverbale Kommunikation simulieren können“ (Hirmann, 2015, S. 4).
Design des Feldversuchs und Untersuchungsgegenstand
Untersuchungsgegenstand sind die Roboter Pepper und Cozmo. Ziel ist es herauszufinden inwiefern sich die Akzeptanz gegenüber diesen Technologien voneinander unterscheiden.
Hierfür haben sich in einem Seniorenheim, sechs Bewohner in zwei Dreiergruppen für 15 Minuten mit jeweils einem Roboter beschäftigen. Nach kurzer Zeit wurden die Gruppen getauscht.
Die Teilnehmer befanden sich alle in guter körperlicher und geistiger Verfassung und nahmen aus Neugierde teil. Es sind mehr als die geplanten sechs Teilnehmer erschienen und so bestand eine der Gruppen aus vier Personen, allerdings war genau ein Teilnehmer jeweils männlich, die anderen weiblich.
Anschließend wurde in beiden Gruppen jeweils ein Fokusgruppen-Interview durchgeführt, in dem mit semistrukturierten Fragen über die Erfahrungen des Tests diskutiert wurde.